Feschn Sommergespräch 5: Tanja Pflaum

Spannende Ansichten von Persönlichkeiten aus der Szene

Tanja Pflaum

Ich weiß es noch, als wär‘ es erst vorgestern gewesen, als ich Tanja Pflaums damals winziges Atelier in einem Souterrain in Salzburg das erste Mal betreten hab. Meine Mama, damals alleinige Chefeinkäuferin bei SEIDL, hatte ich dort hin gezerrt, in der Hoffnung, eine coole junge Marke für uns zu entdecken. Es muss so 2008 gewesen sein. Der Besuch war kurz und meine Mama skeptisch. Tanja sagt heute: „Ich dachte, ihr kommt nie wieder!“ – doch das taten wir. Noch sehr oft. Naja, die Location wurde bald größer, weil das Label ganz gesund und stetig gewachsen ist. Ploom mit der markanten Libelle als Markenzeichen, dem Lieblingstier von Tanja. Eine entzückende und coole Person, die hält was sie verspricht – dieselben Attribute, die auch ihre Dirndl haben.


Gerade 40 geworden und das dritte Kind geboren: Tanja Pflaum, der Kopf und das Herz hinter der Marke Ploom

Diese 3 Begriffe beschreiben meine Kreationen am besten:
jung, schlicht, elegant und unkompliziert

Gut angezogen ist man für mich, wenn…
Man sich wohlfühlt und wirklich seinen eigenen Stil gefunden hat, damit man sich nicht verkleidet fühlt.

Mein liebstes Vorurteil gegenüber Tracht und meine Richtigstellung:
Spießig und politisch konservativ. Das ist wirklich veraltet. Und Frauen, die sagen „Ich bin kein Dirndl-Typ, ich hab‘ keine Dirndl-Figur!“ Das stimmt nicht, Frauen schauen immer gut aus im Dirndl – da kann es höchstens sein, dass die Passform nicht stimmt. Und wahrscheinlich ist auch der falsche Stil hängengeblieben. Natürlich ist Tracht cool! Saucool. Zeitlos, durchaus modisch. Und tragbar. Tracht kommt von Tragen.

Meine liebste Kindheits-/Jugend-Modeerinnerung:
Es gibt tatsächlich eine Dirndl-Erinnerung: Ich war auf einem Kindergeburtstag eingeladen mit Dresscode Tracht. Ich hatte damals ein blaues Dirndl mit bestickten Blümchen und wollte es nicht anziehen, dann wurde ich von Mama quasi gezwungen und ich wollte es schließlich tagelang nicht mehr ausziehen. Ich hab mich ganz toll gefühlt!


Schon als Kind fand Tanja Dirndl toll – heute kreiert sie selbst welche. Hier etwa die modernen Ploom-Versionen von Klassikern wie dem Blaudruck-Dirndl um 525,- und dem Ausseer Dirndl um 680,-. Erhältlich bei SEIDL in Anger und Graz

Was können Frauen in Sachen Stil von Männern und Männer umgekehrt von Frauen lernen?
Frauen können von Männern die Entschlossenheit lernen, wirklich einen Stil für sich zu finden, dabei zu bleiben und so einzukaufen. Auch entscheidungsfreudig einzukaufen und mit dem Selbstbewusstsein wie Männer. Umgekehrt können Männer von Frauen mehr Verspieltheit lernen und das eine oder andere Outfit mehr auszusuchen.

Worin sollte man auf jeden Fall investieren, wenn es um die Garderobe geht?
Absolut in gute Qualität. Weniger ist mehr. Natürlich sollte man mittlerweile auch auf Nachhaltigkeit achten und schauen, wo kommt‘s her, wen unterstütze ich mit meinem Kauf? Schöne Stoffe, gute Verarbeitung – das ist für mich investitionsfähig. Wenn die Lieblingsteile gut sind, dann ist man sofort gut angezogen.

Meine Empfehlung, um den Kleiderkauf nachhaltig und mit gutem Gewissen zu gestalten:
Eben zu schauen, wer steht dahinter und bei wem kaufe ich? Außerdem das Service bei jenen Betrieben in Anspruch zu nehmen, denen was am Herzen liegt an den Produkten und die ihr Produkt erhalten und nicht heute verkaufen und keine Reparatur oder Änderung anbieten.

Dieses Kleidungsstück passt für mich zu jeder Gelegenheit:
Im Prinzip ist es sehr oft das Dirndl. Hier in der Alpenregion ist man schon mit dem Dirndl immer gut angezogen. Damit kann man nix falsch machen.

Mein ultimativer Styling-Rat für jeden Tag:
Sich immer wohlfühlen. Dann kann man fast auch gar nicht falsch gekleidet sein. Dann gibt’s over- und underdressed gar nicht und auch kein falsches Kleidungsstück.

Mein geheimer Pflege-Tipp für Kleidung:
Alles schön aufbewahren! Gute Teile, empfindliche Teil einfach mit der Hand waschen und vorsichtig behandeln. Auch beim Bügeln nicht so brutal das Bügeleisen drauf pressen, sondern liebevoll mit den Sachen umgehen.

Wenn ich mein Leben lang nur noch 3 Kleidungsstücke anziehen dürfte, dann wären das:
Dirndl, Jeans und T-Shirt

Was ich in meinem Leben über Mode gelernt habe zusammengefasst in einem Satz:
Meine Oma hat immer gesagt, wenn ich wieder mit was Neuem gekommen bin: Das haben wir auch schon alles getragen, man kann die Mode nicht neu erfinden. Aber man kann sie immer neu kombinieren und ins Hier und Jetzt setzen. Das ist ja auch das Schöne an nem Dirndl, weil man schon gewisse Form-Vorschriften hat.


Ist und bleibt Tanjas Liebling in der Garderobe: das Dirndl. Hier das Dorfgreißlerei-Dirndl aus der „Ein Stück Heimat“-Kollektion, von Ploom exklusiv nur für SEIDL entworfen und gefertigt, erhältlich in Anger und Graz.

Background:
Mit 8 hatte sie die erste Nähmaschine, als junge Erwachsene arbeitete sie über Monate bei Schneidern in Indien mit. Dann kam das Mode-Kolleg in Wien, dann die Kostümwerkstätten der Salzburger Festspiele. Der Weg zu „Ploom“ führte zuerst über die eigene Maßschneiderei 2004, bis sich 2007 das Label herausformte. Am Beginn von Tanjas Schaffen standen hier die Dirndl, mittlerweile umfassen ihre Kollektionen Röcke, Blusen, Brautkleider, Herren-Gilets und noch viel mehr. In jedem Stück steckt ihre ganze Hingabe. Gepaart mit der bestechenden Schlichtheit, einer exakten Passform und feiner Details hat jeder, der „Ploom“ am Leib tragen darf, ganz großes Glück, wie ich finde. Das spürt und sieht man in der ersten Sekunde.

 

Illustration: ofatomsandlines

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kateboss@seidl-trachten.at

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