Feschn Sommergespräch 4: Magdalena Czerny
Spannende Ansichten von Persönlichkeiten aus der Szene
Magdalena Czerny
Wenn Magdalena ihre neueste Kollektion auf einer Messe präsentiert, sehe ich immer: Ihre Augen leuchten am hellsten! Sie liebt, was sie tut – ganz klar. Und dazu muss sie auch nicht viel erklären, die Stücke sind ein natürlicher Output, der ihrer Persönlichkeit entspricht: immer besonders, immer easy und dennoch unverkennbar. Zwischen Tracht und Nicht-Tracht gelegen, stammt die 33-Jährige ja nicht nur aus einer Mode-Familie („Basset“), sondern auch aus einer Gegend um Würzburg, in der Tracht gar keinen Boden hat. Dirndl sind’s also nicht, die sie kreiert – obwohl sie das sicher gut könnte. Aber das ist nicht Magdalenas Ding. Sie ist ungekünstelt und im besten Sinne authentisch in allem, was sie tut.
Deshalb erschafft sie lieber Cooles, das wunderbar ins Trachtenumfeld der Neuzeit passt.
Bequem und dennoch chic, am Puls der Zeit aber doch über viele Saisonen tragbar. I love it!
Magdalena Czerny liebt die Mode und die Mode liebt sie.
Diese 3 Begriffe beschreiben meine Kreationen am besten:
liebenswert, selbstverständlich, innovativ
Gut angezogen ist man für mich, wenn…
man seinem Stil treu bleibt.
Mein liebstes Vorurteil gegenüber Tracht und meine Richtigstellung:
„Tracht bedeutet Tradition und soll daher nicht neu erfunden werden, denn moderne Tracht bedeutet meist, es ist kitschig und glitzert!“ Tradition und Tracht kann und darf auch urban und zeitgemäß umgesetzt sein. Richtet man das Augenmerk auf das, was Tracht so besonders macht, nämlich eine gute Schnittführung, hochwertige Verarbeitung und wertige Stoffe, entsteht daraus eine edle, innovative Mode, die trotzdem ihre Wurzeln klar erkennen lässt.
Meine liebste Kindheits-/Jugend-Modeerinnerung:
Meine rote Schlaghose aus Stoff, die ich damals leider mit vollkommen falschen Farben kombiniert habe.
Der wichtigste Teil eines Outfits:
Schuhe! Ich finde an den Schuhen erkennt man oft, ob die Trägerin tatsächlich modisches Gespür besitzt.
Lieber over- oder underdressed?
overdressed
Was können Frauen in Sachen Stil von Männern und Männer umgekehrt von Frauen lernen?
Männer können Tracht oftmals besser quer kombinieren und dadurch auch einfacher in ihren Alltag integrieren als Frauen. Dafür sind Frauen neugieriger und probieren gerne mal etwas Neues aus. Es schadet nicht als Mann auch mal die eine oder andere neue Hemden- oder Hosenmarke zu testen.
Worin sollte man auf jeden Fall investieren, wenn es um die Garderobe geht?
Wenn man kann am besten in alles. :-) Aber das geht ja leider nicht immer. Von daher sollte man auf jeden Fall darauf achten, bei jedem Outfit mindestens ein oder zwei hochwertige Teile zu integrieren. Das verleiht dem Gesamtbild Wertigkeit. Es ist auch schön einige Vintage-Stücke zu besitzen. Wenn ein Kleidungsstück Geschichten erzählen kann, macht das jedes Outfit und auch die Trägerin spannender.
Die Obsternte als heuriges Frühlings/Sommer-Thema der Kollektion Von & Zu: süß!
Meine Empfehlung, um den Kleiderkauf nachhaltig und mit gutem Gewissen zu gestalten:
Achte darauf etwas zu kaufen was sich wunderbar mit deiner Garderobe zu Hause vereinbaren lässt. Niemand braucht etwas „völlig Neuartiges“ in seinem Kleiderschrank. Das führt nur dazu, dass dieses Teil auch nach einem Jahr noch ungetragen im Schrank liegt.
Dieses Kleidungsstück passt für mich zu jeder Gelegenheit:
die weiße Bluse. Egal ob aus Seide, Viskose oder Popeline. Sie wirkt immer edel und gut angezogen und trotzdem weder over- noch underdressed.
Ein unterschätztes Kleidungsstück für mich:
Das Kleid. Es unterstreicht die Weiblichkeit jeder Frau und das finde ich wundervoll.
Mein Lieblings-Klassiker für die Garderobe:
Der Trenchcoat, den finde ich egal ob in Baumwolle, aus Leder oder Seide unglaublich lässig und cool.
Mein ultimativer Styling-Rat für jeden Tag:
Es gibt kein Kleidungsstück das man für besondere Anlässe im Schrank hängen lassen sollte! Kleidung ist dazu da um gezeigt und aufgetragen zu werden. Also bitte keine Schonbezüge über eure Lieblingsstücke, sondern rausholen, anziehen und präsentieren. Und zwar jeden Tag.
Diese Modesünde halte ich in Wahrheit für einen Glücksfall:
Ich empfinde jede Modesünde, die ich nicht versehentlich mitgemacht habe als Glücksfall :-)
Wenn ich mein Leben lang nur noch 3 Kleidungsstücke anziehen dürfte, dann wären das:
ein Kleid, ein Cashmere-Pullover und einen Hut! Mein Opa hat angeblich einmal gesagt, mit einem Hut ist man immer angezogen.
Was ich in meinem Leben über Mode gelernt habe zusammengefasst in einem Satz:
Bleibe dir und deinem Stil treu, dafür darfst du auch gerne einmal einen Modetrend vorbeiziehen lassen.
Bequem, aber immer gut angezogen: Jersey-Blazer von Von & Zu um 339,-
Background:
Mit Magdalena hat nun die 3. Generation der Czernys die kreative Leitung des Familienunternehmens übernommen. Schwester Eva-Maria kümmert sich um die Produktion. Ganz viel Spaß ist also bei dem Duo vorprogrammiert, denn: Klar, haben sie Mode studiert und alles, und aufgewachsen sind sie sowieso zwischen Nähmaschinen und dem Elternduo, das die Marke Basset groß gemacht hat. Von & Zu ist aber ihr modisches Baby. Hier lebt Magdalena ihre Handschrift aus, und die ist so geschmackvoll, dass man getrost jedes einzelne Teil anziehen kann. Mit geschlossenen Augen. Ihre Jahre als Stylistin bei Modemagazinen haben sie freilich geprägt, aber mit Magdalena kann ich stundenlang über Farben, Formen, No-Gos und Unbedingts reden und es wird niemals fad. Sie hat ihn einfach im Blut, den Sinn fürs Schöne. Und sie hat immer die mit Abstand besten Schuhe an!
Illustration: ofatomsandlines
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kateboss@seidl-trachten.at