Feschn Sommergespräch 6: Markus Meindl
Spannende Ansichten von Persönlichkeiten aus der Szene
Markus Meindl
„Hausmeister“ sagt er, als ich ihn frage, wie er seine Position im Unternehmen sieht. Er lacht dabei nicht mal und meint damit, dass er einfach über alles in der Firma Bescheid weiß. Na klar, das ist die Welt von Markus Meindl, er ist dort aufgewachsen. So wie jetzt seine Kinder, die Vertreter der 12. Generation des Familienunternehmens aus Kirchanschöring, einem schnuckeligen Dorf in Bayern. Meindl ist einfach eine Bank. Die Lederhosen sind die vermutlich besten unter der Bergsonne, die Fashion-Linie ist einzigartig in ihrer Erscheinung.
Ich bin einfach produktverliebt und versuche die Dinge, die wir machen mit einem eigenen Charakter zu versehen und vor allem so zu machen, dass sie Beständigkeit haben und Leute begeistern. Das ist meine Aufgabe.
So schaut’s aus. Und Kompromisse macht Markus da keine. Das sieht und fühlt man, wenn man seine Produkte trägt. Und auch, wenn man mit ihm Party macht. Er ist konsequent in all seinem Tun. Erfrischend in einer Welt, in der so vieles austauschbar und angepasst ist.
Markus Meindl, selbst leidenschaftlicher Jäger, hat sich einen langgehegten Traum erfüllt und einen Projekt-Fonds aufgelegt, der Flora und Fauna im Salzburger Land unterstützt https://www.meindl-fashions.de/meindl-Save-the-wildlife-Lederhose.html
Diese 3 Begriffe beschreiben meine Kreationen am besten:
Ehrlich, cool und wertvoll
Gut angezogen ist man für mich, wenn…
Ich mich damit wohlfühle, einen persönlichen Stil entwickelt hab‘ und den auch lebe, bewusst lebe. Das hat sehr viel mit Freiheit zu tun und auch damit, dass man sich immer ein bisserl weiterentwickeln darf, auch einmal eine Kombination zulässt, die man vorher noch nicht gekannt hat. Das muss man an sich selbst ausprobieren. Man kann nie etwas 1:1 von jemand anderem übernehmen, das schaut nicht ehrlich aus. Du musst für dich erkennen: Was ist genau richtig! Kleine Feinheiten machen den Look dann auch straßentauglich.
Mein liebstes Vorurteil gegenüber Tracht und meine Richtigstellung:
If you have to explain, you won’t understand. Es gibt so viele Vorurteile – ich hab‘ keines. Ich find’s nur schlimm, wenn man die Tracht verwechselt mit der Landhausmode, eine Erscheinung in den 90ern, die zu dem Zeitpunkt viele Leute begeistert hat. Jetzt haben wir endlich die Schmerzen davon beseitigt, aber jetzt hat’s der wertvolle Endverbraucher schon verstanden, dass das was anderes ist. Ich erklär’s nicht mehr – ich sag It’s up to you. Verkleide dich nur nicht, das ist das Allerschlimmste.
Meine liebste Kindheits-/Jugend-Modeerinnerung:
So mit 12 oder 13 hab ich mir ein blaues Sweatshirt mit Marc O‘Polo drauf kaufen dürfen, das war geil zu dem Zeitpunkt.
Lieber over- oder underdressed?
Lieber overdressed mit Stil.
Was können Frauen in Sachen Stil von Männern und Männer umgekehrt von Frauen lernen?
Männer können da von Frauen nicht so viel lernen, befürchte ich, aber Frauen können sich inspirieren lassen von Männerklamotten – das Bild im Kopf von einer Frau im Hemd vom Kerl ist schon extrem sexy.
Worin sollte man auf jeden Fall investieren, wenn es um die Garderobe geht?
In gute Schuhe. Ganz besonders in einen richtig geilen Cowboystiefel, das kommt wieder ganz stark. In einen richtig guten Mantel. Und wenn Hemd, dann auch in eines investieren, das auch die Proportionen kann: nicht zu weit, nicht zu lang, nicht zu kurz. Gerade im Sommer kann man’s dann auch draußen tragen, über der Hose.
Meine Empfehlung, um den Kleiderkauf nachhaltig und mit gutem Gewissen zu gestalten:
Nicht immer alles sofort kaufen, sondern die Dinge überdenken und sich bewusst entscheiden: Was brauch‘ ich wirklich? Dinge weglassen, die man nicht braucht. Damit erübrigt sich schon einiges. Und dort hingehen, wo gut beraten und nicht nur verkauft wird. Einfach weniger kaufen und das dafür ausgesuchter.
Dieses Kleidungsstück passt für mich zu jeder Gelegenheit:
Klar: unser Coach Jacket, da gibt’s nicht viele Gelegenheiten, wo ich es nicht anzieh‘. Mit Krawatte, auf Cowboy, zum Jagen, es gibt kaum eine Veranstaltung, die ich damit nicht bespielen kann.
Mein Lieblings-Klassiker für die Garderobe:
Immer noch die Long Island Hose.
Klassiker für den Mann von Welt, empfohlen von Markus Meindl: Lederjacke und lange Lederhose aus dem Hause Meindl, erhältlich bei SEIDL in Anger und Graz
Mein ultimativer Styling-Rat für jeden Tag:
Entweder eine Hose oder eine Jacke in Leder und immer Stoff oben oder unten dazu, aus Canvas oder Leinen im Sommer, im Winter schöne Wolle. Es muss eine Balance sein – oben und unten das Gleiche ist mir zu viel. Dann kannst du viel mit dem Schuh machen, der das bricht. Drunter das T-Shirt trage ich nicht alleine, sondern immer zwei übereinander. Das find‘ ich cool, wenn unten ein weißes Shirt hervorblitzt, und dass der Kragen nicht gleich rausschaut, sondern unterschiedlich. Das Doppel-Shirt ist ein Markenzeichen von mir.
Mein geheimer Pflege-Tipp für Kleidung:
Waschen ist der Tipp. Nicht reinigen lassen. Waschen und tragen. Wenn du deine Dinger viel anhast, muss man sie regelmäßig lüften, dann in die Waschmaschine bei Feinwäsche. Die Stücke verändern sich, aber sie werden sogar interessanter. Gute Stücke halten das aus, kriegen sogar mehr Charakter. Wir haben die gesamte Herrenkollektion aus Stoff schon vorgewaschen. Der Look wird dadurch ehrlicher, gelebter.
Diesen Prominenten empfehle ich als Stil-Vorbild:
Einer, der immer cool war, war der Steve McQueen. Ein cooler Hund. Der hat sich nie verkleiden lassen, der hat nur das getragen, was ihm getaugt hat. Und sein Look ist immer noch nicht aus der Zeit.
Was ich in meinem Leben über Mode gelernt habe zusammengefasst in einem Satz:
Noch nicht alles.
Eine echte Meindl-Lederhose ist ein Stück, das man sich gönnt und dann oft ein Leben lang genießt. Sämisch gegerbte Kurze um 1.390,-, erhältlich bei SEIDL in Anger und Graz.
Background:
1683 wird der erste Schuhmacher aus der Familie Meindl urkundlich erwähnt, 1934 kommt in der langen Linie der Meindls dann die Herstellung von Lederbekleidung abseits des Schuhwerks dazu. Seitdem entwickelt sich das Unternehmen stetig weiter, Markus‘ Vater Hannes ist noch immer der Meister der Lederhosen-Bestickung und Herrscher über das riesige Archiv. Markus ist Geschäftsführer, Designer und Wächter über den Marken-Spirit, kooperiert mit BMW, Porsche, hat zur Meindl-Welt Möbel hinzugefügt und jetzt einen Store in der Salzburger Innenstadt eröffnet. Schon als Schulkind hat er entworfen, genäht und sich auf Meindl-Messeständen nützlich gemacht. Die Selbstverständlichkeit seiner kreativen Kraft ist wohl sein Erfolgsrezept.
Illustration: ofatomsandlines
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