25.4. Ausmisten und sich dabei gut fühlen – Teil 2

„Muss ich mich wirklich, also jetzt WIRKLICH (!), von Klamotten trennen?“

Schon mit dem Gedanken angefreundet, dass Ausmisten eine gute Idee ist? Ich weiß, es klingt so drastisch, sich von liebevoll angesammelten Dingen zu trennen, ganz besonders wenn man sie am Körper trägt. FALLS man sie überhaupt je getragen hat. Bei diesem Aspekt habe ich ja letzte Woche schon zu schonungsloser Ehrlichkeit aufgerufen, ebenso wie bei der passenden Größe und dem aktuellen, persönlichen Geschmacksbarometerausschlag.

Denn abgesehen vom psychischen Befreiungs-Effekt (Ballast loswerden und so): genug ist irgendwann genug – nicht nur dass man ja meist nicht umziehen oder einen Raum mehr einfach nur für die Klamotten kapern kann (obwohl ich sagen muss, dass ich sowohl wahre Geschichten über Schrankraum-Zubauten bei Häusern als auch über die Anmietung einer Garçonnière, in der einfach nur privates Gewand gelagert wird, kenne – aber das sind ja dann wohl doch die Ausnahmen). Wenn eine gewisse Schwelle überschritten ist, tun einem auch die schönsten Dinge einfach nicht gut. Und bei genauerer Betrachtung sind sie gar nicht so unverzichtbar wie man denkt. Die Erinnerung verklärt so manches, auch die Wirkung von Kleidungsstücken.


Perfekt sitzendes Dirndl, noch dazu in Schwarz und mit Blumen? Definitiv niemals aussortieren! Maximal irgendwann in die Schatzkiste geben. Von Sportalm um € 689,-
Foto: Sportalm

Sie wollen’s also angehen? Hier meine Strategie für fröhliches Ausmisten:

1. Zeit nehmen, bequemes Outfit anziehen und laute Musik passend zum Seelenzustand aufdrehen, je nach Präferenz sowas wie Folk-Pop, 90s Smashhits oder 80s Rock. Jammer-Sound mit Balladen ist nicht förderlich für den Trennungsschmerz. Sparen Sie sich das. Besser „Free fallin‘“ von Tom Petty oder so.


Foto-Check für die, die’s ganz genau nehmen. Sie haben Lieblingsbilder von sich selbst? Überprüfen Sie mal, ob’s auch am Outfit liegt und geben Sie die Dinge, die sie da so gut ausschauen lassen, nie weg.
Foto: MMX

2. Schöne, wertige, einheitliche Kleiderbügel. Die brauchen Sie. Für immer. Und ihre Anzahl begrenzt auch automatisch die Anzahl der Klamotten. Bei mir hängen immer nur so viele Teile, wie ich Bügel besitze. Kommt was Neues, muss was Altes gehen. So simpel wie schwierig, aber langfristig wirkungsvoll. Und kein Selbstbetrug, bitte: Enges Zusammenquetschen von viel zu vielen Bügeln oder Kleidung falten und unendlich stapeln gilt nicht!


T-Shirts, die man liebt: niemals weggeben, sondern gut pflegen und behandeln. Sie sind rar und man weint, wenn sie irgendwann so alt sind, dass man sie wirklich nicht mehr anziehen kann. Wie dieses hier von Basset um € 159,-
Foto: Basset

3. Greifen Sie jedes Stück an, probieren es wenn nötig um ganz sicher zu gehen und sortieren Sie dann in drei (imaginäre) Kisten:
Die Schatzkiste: Hier kommt rein, was teuer war und vielleicht mal ein Sammlerstück wird, jetzt aber gerade nicht passt (was die Größe oder den Look angeht). Auch Nostalgisches wie das Bandshirt vom ersten Freund oder das Dirndl von der Oma, das man zwar nicht trägt, aber liebt, ist hier perfekt aufgehoben.

Die Freundeskiste: Alles, was besser an jemand anderem ausschauen würde hier rein, bitte! Typischer Fall von Fehlkauf oder unvorteilhaftem Schnitt, aber alles noch gut erhalten. Entweder, Sie verschenken die Sachen wirklich an nahestehende Personen, von denen Sie wissen, dass sie die Teile mit Freude tragen würden, gehen damit zum Flohmarkt oder geben Sie an Hilfsorganisationen, also unbekannte neue Freude, weiter.
Die Müllkiste: Kaputte Klamotten, die nicht mehr repariert werden können, zu Tode gewaschene Leiberl oder Jeans, die bereits auseinanderfallen und alles, was so minderwertige Qualität hat, dass Sie es sowieso nicht mögen: rein damit!

Darf ich vorstellen: Alles, was dann noch übrigbleibt, ist Ihre Garderobe! Die Kisten kommen weg und schon ist alles übersichtlich und ehrlich. Genießen Sie diesen unvergleichlichen Zustand solange er anhält.

Illustration: ofatomsandlines

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kateboss@seidl-trachten.at

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