6.6. Hochzeitsmarathon Staffel 4
„Wie kann ich als Bräutigam in Tracht super ausschauen?“
Wenn Männer heiraten, ist das für vieles eine gute Gelegenheit. Zum Bart-Abrasieren, zum Zukunft-Ausmalen, zum Zurückfinden zu alten Freundschaften (Stichwort Trauzeugenwahl), zum familiären Friedenschließen (die Gästeliste, die leidige Gästeliste) und zur Investition in Erinnerungen.
Erinnerungen manifestieren sich rund um Hochzeiten in der Regel in großen Anschaffungen für das Fest: Location-Miete, Band-Engagement, gehobene Kulinarik, Profifotograf – und natürlich das Outfit. Das Brautkleid imaginieren viele Frauen ja schon seit Kindheitstagen und alles dreht sich rund um ihre Erscheinung an dem Tag. Vom Blumenkranz bis zum Strumpfband wird hier nichts dem Zufall überlassen.Ich möchte jetzt aber mal eine modische Lanze für die modernen Ritter brechen. Die, die sich vor den Altar trauen und sich mutig einlassen auf die Bewertungs-Orgie, die eine Hochzeit ja auch immer ist. Who are you wearing?
Zurück zum Thema Investition. Da werden Männer ja normalerweise hellhörig. Vielleicht ist deshalb die Lederhose als It-Piece so beliebt bei Bräutigamen.
Es ist ja auch wirklich irgendwie romantisch, wenn der Mann fürs Hochzeits-Outfit mehr ausgibt als die Frau.
Passiert mit einer Hirschledernen ganz leicht.
Schlichtes schwarzes Trachtensakko von Gössl zur sämisch gegerbten Hirschledernen von Meindl: elegant und bodenständig. Foto: Bernhard Bergmann für SEIDL
Was für eine bessere Gelegenheit als die eigene Hochzeit, sich endlich eine Hirschlederhose anzuschaffen? Sie ist wertbeständig, wunderschön und verkörpert Langlebigkeit und Traditionsverbundenheit. Ein Stück zum Wohlfühlen, Feiern und Vererben. Und immer, wenn die Hose wieder ausgeführt wird, erinnert sie Sie ans erste Tragen beim Ja-Wort.
Leder lieber als Janker statt als Hose? Look von Meindl
Lederhose ist nicht ihr Ding? Im Anzug fühlen Sie sich auch nicht wohl? Lässigen Chic kann man als Kerl auch in einer Lederjacke rüberbringen – allerdings aus Wildleder. Ich propagiere hier keine Biker-Styles, nur damit hier keine Missverständnisse aufkommen. Kombiniert mit einem edlen Hemd und Seidenkrawatte auch ein fescher Hochzeits-Look.
Luxus-Anzug aus feinstem Zwirn von Habsburg. Foto: Bernhard Bergmann für SEIDL
Der klassische Trachten-Anzug in seiner edelsten Form ist natürlich immer eine gute Idee
Und hier noch ein paar Tipps für den modernen Bräutigam in Tracht und generell:
1. Der Trend zum Zweit-Hemd. Da Männer auch schwitzen, wenn es gerade mal 20 Grad hat und man sich eigentlich auch überhaupt nicht körperlich betätigt, ist es ratsam, immer ein zweites Hemd dabeizuhaben – besonders bei der eigenen Trauung. Schweißflecken sind nicht gerade das, was man am Hochzeitsfoto sehen will.
2. Noble Zurückhaltung. Ich weiß: Auch Männer rüschen sich gern mal auf. Auch Männer sind – hüstel – modebewusst. Und ja: express yourself! Alles gut und schön. Rosa Anzüge mit Blumenmuster – alles schon gesehen. Und erlaubt ist, was gefällt und die Braut nicht vom Altar wegjagt. Ich empfehle trotzdem Coco Chanel zu vertrauen: „Ein Mann kann anziehen was er will, er bleibt doch immer nur das Accessoire der Frau.“ Das gilt ganz besonders neben einer Braut. Lassen Sie die Dame ihren Look auswählen und komplimentieren Sie den dann. Das ist generell eine gute Herangehensweise an die Ehe, hab‘ ich mir sagen lassen.
3. Keine Experimente. Sie haben das letzte Mal beim eigenen Maturaball Anzug getragen? Sie mögen Pfingstrosen-Pink echt nicht, es ist aber „die Farbe“ der Hochzeit? Sie haben keine Ahnung, wie man eine Fliege bindet? – tun Sie sich selbst einen Gefallen und verkleiden Sie sich nicht für Ihren Hochzeitstag. Aufhübschen: ja! Kostümieren: nein.
4. Seien Sie ruhig sentimental. Bauen Sie ein Erbstück ein. Warum soll nur die Braut something old, something new, something borrowed, something blue tragen? Egal ob die Lederhose vom Vater, die Manschettenknöpfe vom Großvater oder die Taschenuhr vom Urgroßvater – Sie dürfen auch ein bisschen gerührt sein.
Liebevoll restauriertes Erbstück als Begleiter bei der eigenen Hochzeit. Foto: Michaela Begsteiger
Illustration: ofatomsandlines
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