7. 3. Wenn Farben zum Feind werden

7.3.2019

Wenn Farben zum Feind werden

„Blau ist nicht meine Farbe, oder?“

Erreicht mich heute doch tatsächlich ein Mail mit einer Einladung zu einem Vortrag über „Die Macht der Farben“. Dabei stand das Thema für den dieswöchigen Blogeintrag schon vorher fest. Spätestens jetzt hätte ich es aber spontan geändert. Es fasziniert mich einfach, dass diese elendiglichen Farbberatungen am weiten Himmel der nervigsten Frauenthemen nicht langsam mal verblassen. Nein, sie sind offenbar ein nie enden wollender, regenbogenbunter Dauerbrenner. Sie merken: Ich sehe Rot. Aber lassen Sie mich erklären, warum.


Lieblings-Looks aus der Frühling-/Sommer-Kampagne „Trachten-Welle“. Blau geht immer, für jeden und mit jeder anderen Farbe. Foto: Julia Spicker

Gut, dass Blau beruhigend wirkt und Grün hoffnungsvoll macht, spürt man, wenn man aufs Meer schaut oder über eine Alm spaziert. „Schwarzsehen“ als Ausdruck für Pessimismus und „goldene Zeiten“ als Begriff für Reichtum und Glück kommen auch nicht von ungefähr.

Dass Farben Stimmungen verbreiten und verstärken, ist ja wohl sonnenklar.

Das alles ist wissenschaftlich untersucht und wird bewusst eingesetzt in Werbung, Architektur, ja sogar Therapien. Gelb und Orange machen happy, Grau neutralisiert, Silber wirkt elegant. Soweit alles im grünen Bereich.


links: Für Fortgeschrittene: Colour Blocking. Hoodie von Colorful Standard um € 119,90. Erhältlich bei www.studio-store.at Foto: Colourful Standard
rechts: Dürfte ihr eigentlich gar nicht stehen, schaut aber dennoch cool aus: gelbes Blumenkleid an blonder Frau. Kleid von Kala um € 119,90 Foto: Kala

Wenn dann aber jemand auf die Idee kommt, gewisse Farben würden ihm „nicht stehen“ weil dies und jenes und Hautton und Frühlingstyp und überhaupt: Tja, ich muss Sie enttäuschen. So einfach ist das mit der Mode nicht. Denn hier gelten andere Regeln: nämlich keine. Klar, Blonden steht Blau fast immer ausgezeichnet und Gelb eher nie – aber ob etwas wirklich gut ausschaut wenn man es trägt, hängt von so viel mehr Faktoren ab als den Gesetzen der Farbwelt: Die Kombination macht’s, und vor allem die Attitüde. Natürlich kann man auf Nummer sicher gehen und seine ewigen Lieblingsfarben rauf und runter anziehen. Damit macht man wahrscheinlich wenig falsch. Aber auch nicht automatisch alles richtig. Klassischer Fall von „good on paper“ – das ist wie mit Menschen. Die mögen theoretisch noch so gut passen, wirklich aufregend wird’s mit ihnen aber nicht. Dasselbe gilt für Outfits: Liebe wird aus Mut gemacht! Ein Wagnis kann für den einen eine Mintgrüne Strickjacke sein, und für den anderen ein lavendelfarbiger Ohrring – die Dosis macht’s, und scheinbare No-Gos werden in der richtigen Kombination zum „Hell, yes!“ Vertrauen Sie einfach Ihrem modischen Bauchgefühl. Oder fragen Sie jemanden, der nachweislich eines hat.

PS: Nur damit wir uns richtig verstehen: Blau steht einfach jedem, wirklich JEDEM.

Illustration: ofatomsandlines

Stellen Sie Kate Boss Ihre Feschn-Frage:
kateboss@seidl-trachten.at

 

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